(12.12.2012)
Die Geschäftsführer von sechs der größten hauptstädtischen Verkehrsbetriebe sind heute in Rom zusammengekommen, um gemeinsam an die europäischen Regierungen zu appellieren, dass der öffentliche Nahverkehr einen Beitrag dazu leisten kann, die europäische Wirtschaft anzukurbeln.
Am ersten Treffen in diesem Rahmen nahmen die Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe von Berlin (BVG), London (TfL), Madrid (Metro de Madrid), Moskau (Moskauer Metro), Paris (RATP) und Rom (ATAC) teil. Damit wollen sie ihre Überzeugung demonstrieren, dass der öffentliche Nahverkehr eine wichtige Rolle für die Schaffung von Arbeitsplätzen, die nachhaltige Entwicklung und die Erholung der Wirtschaft in Europa spielen kann.
Eine effiziente urbane Mobilität ist die Grundlage für Wirtschaftswachstum und soziale Integration. Durch die schnell fortschreitende Urbanisierung ist ein dringender Bedarf entstanden, Investitionen in den Großstädten vorzunehmen und dieses Wachstum zu unterstützen, wodurch wiederum das Wirtschaftswachstum angeregt und die Schaffung von Arbeitsplätzen gefördert wird.
„Das schnelle Anwachsen der Bevölkerung in den Städten bedeutet, dass täglich mehr und auch längere Fahrten gemacht werden. Straßennetze und öffentlicher Nahverkehr sind in Europa aber oft bereits ausgelastet", erklärte Peter Hendy, Verkehrsbeauftragter von London. „Der zunehmende Mobilitätsbedarf erfordert zusätzliche Kapazitäten, die am besten durch den Ausbau der Infrastruktur im Bereich nachhaltige Mobilität geschaffen werden können."
Bei autozentrierten Modellen wird es zu einem Verkehrskollaps in den Städten kommen. Außerdem werden die Treibhausgasemissionen und der Energieverbrauch durch den Stadtverkehr bis 2025 um 30 Prozent ansteigen. Damit wird sowohl die wirtschaftliche Entwicklung als auch die Umwelt gefährdet. „Die Umstellung von privater Motorisierung auf öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad und zu Fuß gehen hilft dabei, wirtschafts- und umweltpolitische Interessen zu verbinden", fügte Dr. Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstandsvorsitzende der BVG, hinzu.
„Eine Investition in den öffentlichen Nahverkehr ist wirtschaftlich sinnvoll", stimmte Pierre Mongin, Präsident der Pariser Verkehrsbetriebe RATP, zu. „Viele Länder leiden unter den Folgen einer Rezession oder eines stagnierenden Wachstums. Deshalb sollten jetzt die Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur bedeutend erhöht werden. Das ist ein wesentlicher Faktor, um ein starkes und nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu fördern und ,grüne' Arbeitsplätze in den Städten zu schaffen", so Mongin.
Der öffentliche Nahverkehr muss in die langfristigen politischen Planungen zu Städtebau und wirtschaftlicher Entwicklung einbezogen werden, um eine Einbindung nachhaltiger Verkehrslösungen von Beginn an zu gewährleisten. „Das ist ein entscheidender Faktor, um Unternehmen miteinander und die Menschen mit Arbeitsplätzen, medizinischer Versorgung und sozialen Einrichtungen zu verbinden", erklärte Ivan Besedin, Leiter der Moskauer Metro. „Eine koordinierte Reaktion aller Verkehrsformen kann uns dabei helfen, die Mobilitätsanforderungen in den städtischen Großräumen zu bewältigen."
Ignacio González, Geschäftsführer der Metro de Madrid, betonte die Notwendigkeit einer langfristigen Stabilität von Finanzierung und gesetzlichen Rahmenbedingungen. „Unterstützende und stabile rechtliche, gesetzliche und finanztechnische Bedingungen werden eine langfristige Planung und mehr Investitionen von Privatwirtschaft und Institutionen ermöglichen. Dadurch können der Ausbau und die Modernisierung von Netzen auf die kostengünstigste Art und Weise umgesetzt werden."
Roberto Diacetti, Geschäftsführer von ATAC Rom unterstrich die Bedeutung der Innovation im Verkehrswesen. „Innovative Ansätze in Politik, Management, Personalwesen und Technologie unterstützen die neuen Geschäftsmodelle für das öffentliche Verkehrswesen nicht nur, sondern wirken sich auch positiv hinsichtlich sich verändernder Erwartungen und Lebensmuster der Kunden aus."
Der Generalsekretär des Internationalen Verbands für öffentliches Verkehrswesen UITP, Alain Flausch, betonte die Dringlichkeit, zu handeln: „Städte in ganz Europa leiden unter zu hoher Verkehrsbelastung und überalterten Verkehrsnetzen. Die politischen Entscheidungsträger sollten ihre Prioritäten dringend überdenken, da das Leben in den Städten sonst sowohl für die Bürger als auch die Unternehmen nicht mehr tragbar ist."