(14.08.2013)
Der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Alexander Kirchner, hat die „Telefonaktion" von Bahnchef Rüdiger Grube kritisiert. „Das Mitarbeiter, die dringend Urlaub brauchten, vom obersten Konzernlenker persönlich angerufen werden, halte ich für ein Ding der Unmöglichkeit", machte Kirchner deutlich.
Es stelle sich die Frage, ob das Unternehmen so seiner Fürsorgepflicht gegenüber den Beschäftigten gerecht werde. Es gibt Kollegen im Mainzer Stellwerk, die seit Dezember keine drei Tage am Stück mehr frei gehabt hätten, viele hätten in der Vergangenheit bereits Urlaube verschoben oder abgebrochen. Zudem würden alle einen riesigen Berg an Überstunden vor sich her schieben. „Die Mitarbeiter sind einfach ausgepowert und brauchten ihre Erholung", machte Kirchner deutlich. „Der Akku ist einfach leer".
Der EVG-Vorsitzende erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass es die Gewerkschaften waren, die den Anspruch auf Urlaub überhaupt durchgesetzt haben. „Deshalb werden wir uns auch weiterhin schützend vor die Beschäftigten stellen, wenn die Arbeitgeber wieder einmal versuchen, mühsam erkämpfte Rechte zu beschneiden", so Kirchner. Jetzt so zu tun, als ob die Mitarbeiter Schuld am Chaos in Mainz seien, so einfach nur schäbig.
Die Entscheidung, den Betrieb in Mainz einzuschränken, habe allein die Deutsche Bahn getroffen, weil sie das Stellwerk nunmehr tagsüber mit drei statt bisher zwei Fahrdienstleitern besetzt wissen wollte. Für diese Regelbesetzung aber seien nicht ausreichend Mitarbeiter vorhanden. Mit Urlaub oder Krankheit habe die Situation nichts zu tun.
„Bisher wurde am Mainzer Hauptbahnhof, wie in fast allen Stellwerken in Deutschland, nur der Mangel verwaltet. 60.000 Schichten, die bundesweit ausfallen, weil Fahrdienstleiter fehlen, sprechen da eine deutliche Sprache", so Kirchner. „Wir brauchen dringend mehr Personal, nicht nur bei den Fahrdienstleitern. Auch in vielen anderen Bereichen des Unternehmens DB AG kann es jederzeit zum Crash kommen". Deshalb habe die EVG die Personalverantwortlichen der DB AG heute zu einem Spitzengespräch in die EVG-Zentrale nach Frankfurt eingeladen.
„Was wir jetzt brauchen, sind tragfähige Lösungen und nicht nur Ankündigungen, die sich später nicht umsetzen lassen", machte Kirchner deutlich. Genau darum ginge es bei dem Gespräch mit dem Personalvorstand der DB AG, Ulrich Weber und den Vertretern der einzelnen Unternehmensbereiche, auf Einladung der EVG, zusammen mit den Gesamtbetriebsräten, geführt werde.