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(24.02.2017)

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) und das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg nutzen die Elektrifizierung der Strecke Geltendorf – Memmingen – Lindau Insel, um ab Dezember 2020 einen schnellen Nahverkehr mit elektrischen Triebwagen zu bestellen. Dadurch wird sich die Fahrzeit von Memmingen in die Landeshauptstadt München um ca. 30 Minuten verkürzen. Zugleich fordern die Aufgabenträger nachfragegerechte Sitzplatzkapazitäten und sorgen für bessere Anschlüsse. Erstmalig nutzen die Aufgabenträger eine neue Anforderung im novellierten Vergabeverfahren, die einem neuen Betreiber auferlegt, das Zugpersonal vom Altbetreiber zu übernehmen.


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Der Teilnahmewettbewerb im Vergabeverfahren E-Netz Allgäu wurde mit der Veröffentlichung der Bekanntmachung im EU-Amtsblatt am 08. Februar 2017 eröffnet. Gegenstand dieses Vergabeverfahrens ist die Strecke München – Buchloe – Memmingen – Kißlegg – Hergatz – Lindau Insel – Lindau-Reutin.

Infrastrukturelle Voraussetzungen

Voraussetzung für das Ausschreibungsprojekt E-Netz Allgäu ist die Elektrifizierung der Strecke Geltendorf – Memmingen – Lindau Insel. Diese dient vorrangig der Beschleunigung und Kapazitätserweiterung des internationalen Schienenpersonen-fernverkehrs der Relation Zürich – München. Die DB Netz AG strebt eine Inbetrieb­nahme des elektrischen Betriebs Ende 2020 an.

Deutlich verbesserter Fahrplan

  • Die bestehende tägliche zweistündliche Direktverbindung mit zusätzlichen Zügen im Berufsverkehr zwischen München und Memmingen mit Bedienung aller Regionalzughalte von Geltendorf bis Memmingen wird künftig elektrisch betrieben. Die Züge werden zusätzlich in Rammingen halten, das damit zusammen mit der Linie Augsburg – Memmingen künftig täglich stündlich bedient wird.
  • Neu ist ein täglicher Zweistundentakt ab ca. 08:00 Uhr auf der Linie München – Memmingen – Lindau Insel – Lindau-Reutin. Dieser wird im Abschnitt München – Memmingen zusätzlich zu den bereits verkehrenden Zügen eingeführt. Bedient werden dabei bis Memmingen folgende Halte: München-Pasing, Buchloe, Türkheim und Mindelheim. Die Züge benötigen nur gut eine Stunde von München nach Memmingen, ca. 30 Minuten weniger als heute. Zusammen mit den Fernverkehrszügen ergibt sich stündlich ein sehr schnelles Angebot München – Memmingen. Ab Memmingen halten die Züge an allen Stationen bis Lindau. Die Züge sollen auch die fünf geplanten neuen Stationen zwischen Hergatz und Lindau bedienen. Die Züge erhalten gute Anschlüsse in
  • Buchloe Richtung Kaufbeuren und Kempten,
  • Türkheim Richtung Bad Wörishofen,
  • Mindelheim morgens von und nachmittags nach Krumbach,
  • Memmingen von/nach Illertissen und Ulm sowie von/nach Dietmannsried und Kempten,
  • Kißlegg von/nach Bad Waldsee und Aulendorf,
  • Lindau an die S-Bahn Vorarlberg und nach Friedrichshafen.
  • Zusätzlich verkehren Züge in einem Zweistundentakt an Werktagen außer Samstagen auf der Linie Memmingen – Lindau Insel – Lindau-Reutin mit Bedienung aller Zwischenhalte und optimalen Anschlüssen in Memmingen an die Fernverkehrszüge von/nach München sowie Richtung Ulm und Kempten und in Lindau an die S-Bahn Vorarlberg und Richtung Friedrichshafen. Zusammen mit der zweistündlichen, sehr schnellen Linie München – Memmingen – Lindau ergibt sich damit zwischen Memmingen und Lindau werktags außer Samstag für alle Halte ein stündliches Angebot. Die Züge dieses ergänzenden Zweistundentaktes sollen zusätzlich auch an den geplanten neuen Stationen Memmingen Berufsschulzentrum und Buxheim halten.
  • Für die Halte in Baden-Württemberg – insbesondere Wangen und Leutkirch – erfolgt damit an Werktagen außer Samstag eine erhebliche Angebotsausweitung gegenüber dem heute nur zweistündlichen Angebot Richtung Lindau und Richtung Memmingen. In Verbindung mit dem E-Netz ergeben sich auch ganztägig stündliche Verbindungen zwischen Aulendorf und Wangen sowie zwischen Aulendorf und Leutkirch – jeweils über den Bahnknoten Kißlegg. Der Mindeststandard eines ganztägigen Stundentaktes für Bahnstrecken mit der Nachfragestärke der württembergischen Allgäubahn – so wie es im Baden-Württembergischen Zielkonzept 2025 für den Schienenpersonennahverkehr vorgesehen ist – wird damit für Wangen und Leutkirch an Werktagen außer Samstagen bereits Ende 2020 vollständig umgesetzt.
  • Die Mindestsitzplatzkapazitäten werden sowohl entsprechend der heutigen Nachfrage, unter besonderer Berücksichtigung des Berufs- und Schülerverkehrs sowie des Freizeitverkehrs, als auch im Hinblick auf die zu erwartende positive Entwicklung und Attraktivität dieser Strecke durch die Elektrifizierung vorgegeben.

In den Spitzenzügen in der Hauptverkehrszeit werden bis zu 600 Sitzplätze in der 2. Klasse gefordert. Im morgendlichen Berufsverkehr werden dadurch mehr Sitzplätze auf dem nachfragestärksten Abschnitt zwischen Buchloe und München angeboten.

Hohe Qualitätsanforderungen

Um den Fahrgästen einen hohen Komfort und umfangreichen Service zu bieten, gelten hohe Anforderungen hinsichtlich Pünktlichkeit und Anschlusssicherung, Störfallmanagement, Sauberkeit und Serviceorientierung. Alle Züge werden mit mindestens einem Zugbegleiter besetzt. Des Weiteren muss das Verkehrs­unternehmen am Qualitätsmesssystem der BEG teilnehmen. Damit prüft die BEG die Sauberkeit der Züge, die Funktionsfähigkeit der Ausstattung, die Fahrgast­information im Zug, die Kompetenz und Service­orientierung der Zugbegleiter und die Kundenorientierung bei Beschwerden.

Abweichungen von den vertraglich vereinbarten Leistungen werden durch Entgeltminderungen (sogenannte Pönalen) bestraft. Erstmals wird ein bestimmter Anschlusserreichungsgrad an Knotenbahnhöfen gefordert. Da es sich beim E-Netz Allgäu um einen sogenannten Bruttovertrag (Erlösrisiken liegen beim Freistaat) handelt, werden im Falle von eigenverschuldeten Zugausfällen und bei Ausfällen im Vertrieb Minderungsregelungen eingeführt. Im Falle eines Schienenersatz­verkehrs werden einerseits die Vergütung und andererseits die Qualitäts­anforderungen und die damit verbundenen Sanktionen im Falle einer mangelhaften Leistung erhöht.

Barrierefreiheit und hoher Fahrplankomfort

Besonderen Wert legen die Aufgabenträger auf die Barrierefreiheit. Die Fahrzeuge müssen einen stufenfreien Einstieg an Bahnsteigen mit einer Höhe von 55 Zentimetern über Schienenoberkante ermöglichen. Zudem verlangt die BEG eine rollstuhlgerechte Toilette und mindestens zwei Rollstuhlplätze im Fahrgastraum je Zugteil. Positiv bewertet werden Maßnahmen zur Erhöhung des Fahrkomforts wie z. B. ein großer Sitzabstand, Gepäckfächer oder optimal vor den Fenstern positionierte Sitze.

Fahrgastinformation auf Echtzeitbasis

Die Züge sind mit einem kundenfreundlichen Echtzeit-Fahrgastinformationssystem auszustatten. Monitore sollen über aktuelle Ankunfts- und Abfahrtszeiten sowie Anschlussinformationen an den jeweiligen Bahnhöfen informieren. Das Verkehrs-unternehmen ist verpflichtet, Soll- und Echtzeitdaten an DEFAS BAYERN, den bayernweiten Datenpool für Auskunftssysteme, zu liefern. Weiterhin ist vom Verkehrsunternehmen die Vorbereitung der Neufahrzeuge für die Nachrüstung mit In-Train-Repeatern und Routern vorzusehen, um Verbesserungen der mobilen Telefonie und Internetnutzung in den Fahrzeugen zu ermöglichen.

Vorgaben zu Tarif und Vertrieb

Der Vertriebsweg ist grundsätzlich dem Verkehrsunternehmen überlassen. Der Verkauf von Fahrscheinen erfolgt am Bahnhof oder im Zug durch Personal oder an Automaten. Personenbedienter Verkauf ist in München Hbf, München-Pasing, Geltendorf, Kaufering, Buchloe, Mindelheim, Memmingen, Wangen (Allgäu), Leutkirch und Lindau (Insel und Reutin) vorzusehen. Der DB-Nahverkehrstarif, MVV- und bodo-Verbundfahrscheine sowie zahlreiche Sonderangebote, wie z. B. Bayern-Ticket, Baden-Württemberg-Ticket sind zu verkaufen und anzuerkennen. Darüber hinaus gelten auch Sonderangebote außerhalb der Hauptverkehrszeit. Dazu zählen ein rabattiertes Kurzstreckenticket (50 km hin und zurück) oder eine Freizeitkarte als übertragbare Monatskarte. Der zusätzliche Verkauf von Fahrscheinen für Züge des Fernverkehrs ist wünschenswert.

Bruttovertrag, Kapitaldienstgarantie

Um Wettbewerb bei dieser Ausschreibung zu ermöglichen, begrenzen die Aufgabenträger die Risiken der Fahrgeldeinnahmen, indem sie den Eisenbahn­verkehrs­­unternehmen einen Bruttovertrag anbieten. Beim Bruttovertrag liegen die Erlösrisiken und Erlöschancen nicht beim Verkehrsunternehmen, sondern beim Freistaat. Nach einer mehrjährigen Anlaufphase werden sie zwischen den Aufgabenträgern und dem Eisenbahn­verkehrs­unternehmen geteilt. Die Bieter werden somit von dem Risiko befreit, das aus der in den ersten Vertragsjahren nur schwer abzuschätzenden Fahrgastnach­frage auf dem neu konzipierten und elektrifizierten Netz resultiert. Für die Fahrzeugbeschaffung gewährt der Freistaat Bayern den Bietern eine Kapitaldienst­garantie, damit die hohen Investitionen in die Fahrzeuge leichter und günstiger für die Eisenbahnverkehrsunternehmen zu finanzieren sind. Durch die Kapitaldienst­garantie verspricht sich die BEG neben günstigeren Angebotspreisen auch eine Förderung des Wettbewerbs.

Personalübergang

Durch die Anwendung einer Anforderung des novellierten Vergabegesetzes geben die Aufgabenträger für den Fall des Betreiberwechsels dem Gewinner der Ausschreibung vor, dass er vom Altbetreiber die für die Erbringung der Verkehrsleistung beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer übernimmt.

Vergabeverfahren und Zeitplan

Die Vergabe der Leistungen erfolgt in einem europaweiten, sogenannten nichtoffenen Vergabeverfahren mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb. In diesem Verfahren können sich alle interessierten Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) bewerben. Die Bewerber müssen im Teilnahmewettbewerb ihre Eignung für den zu vergebenden Auftrag, also ihre wirtschaftliche und technische Leistungsfähigkeit, nachweisen. Die Bewerber, die sich im Teilnahmewettbewerb für das weitere Verfahren qualifizieren werden, erhalten frühestens im Laufe des März 2017 die Vergabeunterlagen. Angebote können aller Voraussicht nach bis August 2017 abgegeben werden. Den Zuschlag wird die BEG voraussichtlich im Oktober 2017 erteilen. Die Betriebsaufnahme ist zum Fahrplanwechsel im Dezember 2020 geplant.

Die gemeinsamen Auftraggeber sind die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) und das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg. Das Netz umfasst etwa 2,6 Mio. Zugkilometer im Jahr, davon rund 2 Mio. in Bayern. Mit dem künftigen Betreiber werden die aufgabenträger einen Verkehrsvertrag über 12 Jahre, von Ende 2020 bis Ende 2032, schließen.

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