(15.02.2012)
Der TEE II RAe 1053 ist nach mehrmonatigen Revisionsarbeiten im Service-Zentrum der Schweizerischen Südostbahn AG (SOB) und Stadler Rail zurück ins SBB Historic Depot Olten überführt worden. Dort folgen weitere Inbetriebsetzungsarbeiten. Mit der Annahme derartiger Drittaufträge setzt die SOB ihre Unternehmensstrategie um.
Fünf TEE-Triebzüge machten in den 1960er Jahren Furore: ihre Ausstattung - sie boten nur Sitzplätze 1. Klasse - ihre Eleganz und ihre Technik, waren europaweit einmalig. Bei der TEE II-Komposition handelt es sich um einen 6-teiligen Vierstromzug. Bei seinen Fahrten quer durch Europa spielten Landes- und Stromgrenzen keine Rolle. Als „Visitenkarte der Rollmaterial-Industrie" wurde dieses Fahrzeug gefeiert.
Einsatz-und Farbwandel
Die elegante Lackierung in beige - purpurrot (auch als crème-weinrot bezeichnet) war den fünf im Einsatz stehenden elektrischen Schnelltriebwagenzügen bis 1988 vorbehalten. Dann wurden sie mit 2.-Klass-Sitzplätzen versehen und aussen grau angestrichen, was ihnen den Übernamen „Graue Maus" einbrachte. Sie waren im Einsatz als EuroCity-Züge von Zürich nach Stuttgart und später als TGV-Zubringer von Bern nach Frasne (F), bevor auch der letzte Zug 1999 aus dem Verkehr gezogen wurde. Es verblieb lediglich der besterhaltene TEE II, RABe 1053, den SBB Historic übernahm.
In der BLS-Werkstätte Bönigen wurde der Zug in den Jahren 2002-2003 überholt. Er erhielt auch seine ursprüngliche Farbgebung beige-purpurrot zurück - ebenso seine Bezeichnung RAe 1053. Der luxuriöse TEE kam in den folgenden Jahren bei zahlreichen - teils legendären - Charter- und Sonderfahrten zum Einsatz, bis er wegen technischer Probleme 2009 ausfiel.
Umfangreiche Revisionsarbeiten
Da sich der Zug jedoch noch in einem respektablen Gesamtzustand befand, entschied sich SBB Historic für eine Revision ihres Flaggschiffes. Im Service-Zentrum der SOB in Samstagern erlebte der elegante Triebzug seit dem 8. August 2011 eine Auffrischung der besonderen Art. Gemeinsam mit Stadler Rail wurde der 6-Wagenzug, der aus Platzgründen Wagen für Wagen getrennt werden musste, instand gestellt. Von der SOB wurden alle Laufwerke (Trieb- und Laufdrehgestelle) komplett demontiert, gereinigt und die dazu gehörenden Komponente revidiert. Die Radsätze und Torsionsstäbe wurden gemäss Vorgaben vom Bundesamt für Verkehr extern Ultraschall geprüft. Aufwändig und zeitintensiv erwies sich das Reinigen der Komponenten, wie Wende-, Systemwahlschalter, Servokontroller, Stufenhüpfer etc. des Maschinenwagens. Hauptschalter und beide Kompressoren sind durch revidierte ausgewechselt worden. Der defekte Umformer wurde am 6. August 2011 im Service Standort Zürich (ex HWZü) in einer Sonderaktion von SOB durch einen revidierten ersetzt.
Mehrere Baugruppen modernisiert
Die Ende der 50er Jahre entwickelte Antriebsausrüstung war eine Meisterleistung der schweizerischen Industrie. Für den Betrieb unter Wechsel- und Gleichstrom wurden erstmals Gleichrichter mit je 128 Silizium-Dioden eingesetzt. Auch war keine Steuerelektronik, wie wir sie heute kennen, verfügbar. Deren Aufgaben wurde mit elektromagnetischen Komponenten gelöst. Diese beiden Komponenten wurden nun durch moderne Konstruktionen - die Gleichrichter verfügen nur noch über je vier Dioden - ersetzt. Ferner rüstete die Firma Stadler Rail die Batterieladung mit neuen Ladegeräten aus und ersetzte die bisherigen rotierenden Umformergruppen in jedem Wagen durch statische Umrichter. Der Zug ist nun in wichtigen Baugruppen entscheidend modernisiert, ohne dass aber das ursprüngliche Antriebskonzept verändert wurde.
Verjüngungskur wird fortgesetzt
Am 15. Februar 2012 kehrte der TEE nach Olten zurück. Im neuen SBB Historic Depot folgen die dynamischen Inbetriebsetzungsarbeiten von Stadler und SOB. Neben der Programmierung der neuen Steuerelektronik und der ausführlichen Prüfung des gesamten Zuges stehen Tests und Probefahrten an. „Für die SOB mit den beiden Servicezentren in Samstagern und Herisau", so fasste es Roland Kressbach, Leiter Support, zusammen, „hat sich die Annahme solcher Drittaufträge bereits etabliert und gehört zur Unternehmensstrategie. Unter dem Synonym ‚Die Wellness-Oase für Eisenbahnfahrzeuge' werden historische und auch moderne Kompositionen und Einzelwagen herausgeputzt. Der nun abgelieferte TEE-Zug ist natürlich ein momentanes Highlight in dieser Strategie. Die SOB und alle beteiligten Mitarbeiter sind stolz auf das Ergebnis."